Familie Geier
Familie Geier

Zuckertütenbaum

Nach dem Christfest kam der Ruprecht
 Müd ins Zwergenland.
 Eine große Wunderzwiebel
 Trug er in der Hand.
 "Pflanzt sie, pflegt sie", sprach der Alte,
 "Wenn ich lieg im Traum,
 Dann wächst lustig unser neuer
 Zuckertütenbaum!"

In dem schön durchwärmten Bette
 Legt er sich zur Ruh.
 Zwerge stellen ihm den Wecker,
 Einer deckt ihn zu.
 Und der Meister Hoppelpoppel
 Ruft: "Nun seid mal still,
 Weil der gute alte Ruprecht
 Endlich schlafen will!"

In den Federn liegt der Ruprecht
Fast ein ganzes Jahr.
Doch hinaus in Schnee und Kälte
Zieht die Zwergenschar.
Mit der Zwiebel auf dem Schlitten
Geht es durch den Wald.
Hei - sie waten, hei - sie stampfen!
Kinder, ist das kalt!

Oben an dem Bergeshange
Tönt es poch, poch, poch.
Um die Zwiebel einzupflanzen,
Graben sie ein Loch.
Pimperling friert an die Zehen,
Hoppelpoppel spricht:
"Nur den Faulen zwickt die Kälte,
Einen Fleiß´gen nicht!"

Wärmer scheint die liebe Sonne,
Endlich schmilzt der Schnee.
Aus der Zwiebel wächst das Bäumchen
Langsam in die Höh´.
Und sie bau´n ein festes Zäunchen,
Binden´s Bäumchen an,
Daß kein böser Mausedieb
Tüten holen kann.

Zu dem blütenbunten Bäumchen
Kommen Hummeln her,
Möchten gerne Zucker haben,
Und sie betteln sehr.
Doch der Meister Hoppelpoppel
Sagt: "Ihr seid nicht klug!
Ei - dann werden ja die Tüten
Gar nicht süß genug!"

Seht - schon wachsten grüne Tüten,
Größer wird die Last,
Und die guten Zwerge stützen
Eifrig manchen Ast.
Mit dem Besen wird am Bäumchen
Alles glattgefegt
Und dann jedes Blütenblättchen
In den Korb gelegt.

Ach, nun fiel ein langer Regen,
keine Sonne schien,
Und die Tüten an dem Bäumchen
Bleiben hart und grün.
Kam der alte Nachbar Hase,
Fragte, wie es steht.
"Nichts zu machen! Nichts zu machen,
Wenn´s so weiter geht!"

Auf den großen blauen Vogel
Setzt sich einer drauf,
Fliegt durch nasse Regenwolken
Bis zur Sonne auf.
"Liebe Sonne, schein´ doch wieder",
Ruft der kleine Mann,
"Daß mein Zuckertütenbäumchen
Endlich reifen kann!"

Mutter Sonne hat´s vernommen,
Hat so lieb gelacht.
Freundlich schickt sie ihre Strahlen,
Scheint mit aller Macht.
Täglich schöner wird das Bäumchen
In dem goldnen Glanz,
Und die kleinen Tütenzwerge
Drehn sich froh im Tanz.

In der Nacht, wenn alle schlafen,
Schleichen Mäuse her,
Doch am Baume stehn die Wächter
Mit dem Schießgewehr.
"Schert euch weg!" ruft Hoppelpoppel,
Schreit es voller Grimm.
Aber - hinten - - wie sie mausen!
´s ist doch wirklich schlimm!

Gott sei Dank, nun kommt die Ernte!
Schulbeginn ist nah, -
Und mit ihrem Tütenwagen
Stehn die Zwerge da.
Mit den langen Zuckertüten,
Schön und buntgezackt,
Wird das kleine Zwergenfuhrwerk
Übervoll gepackt.

Sterne stehen hoch am Himmel,
Alles ging zur Ruh.
Heimlich fährt der Tütenwagen
Nach der Schule zu.
Ach, er ist so schwer zu schieben
Und so steil der Berg!
Aber gern für gute Kinder
Plagt sich jeder Zwerg.

Schaut - nun trippelt aus der Schule
Kind um Kind heraus!
Mit den großen bunten Tüten
Eilen sie nach Haus.
Hinterm Strauch die guten Zwerge
Jubeln still: "Jo - ho!"

Weil sie andern Freude machten,
Darum sind sie froh!

Ende

Anmerkung zu den Urheberrechten:

Copyright 1928 bei Hegel & Schade, Leipzig

Ich habe, bevor ich dieses Buch im Internet veröffentlicht habe, bei verschiedenen Suchmaschinen sowohl den 
Verlag Hegel & Schade, Leipzig, als auch die Namen der Autoren (Albert Sixtus / Richard Heinrich) gesucht,
bin jedoch, außer bei einigen Bücherantiquariaten, nicht fündig geworden. Unter "Zuckertütenbaum" war ich 
auch nicht erfolgreicher. Auch im Bücherversandhandel war dieses Buch nicht zu finden. Da ich es aber sooo
schön finde und der Meinung bin, dass es zu schade ist, nur noch in unserer Familie bekannt zu sein, stelle ich
es hier allen zur Verfügung. Sollte jemand noch Rechte an diesem Büchlein haben und mit dieser meiner
Veröffentlichung nicht einverstanden sein: Eine E-Mail an die unten angegebene Adresse, und schon wird
alles wieder gelöscht!